DAS DOLOMITENRAUSCHEN

23. Juli 2025

In den Dolomitenbergen wuselt, rauscht und stinkt es. Alles schreit: „Zu viel!“ Nur – Anti-Tourismus ist nicht die Lösung.

Ohne Tourismus: Armut

Bitte an edle Menschenfreunde. N.N., Vater von sieben Kindern in X, seine einzige Kuh samt Kalb zugrundegegangen.“ (Name und Ort unkenntlich gemacht) Dieser Hilferuf stand im Jahr 1888 in der Zeitung. Echt. Dann kam der Tourismus und schuf Reichtum für alle. Heute weiß niemand mehr, was für bittere Armut herrschen würde in Gröden, Abtei, Sexten, Meran und überall dort, wo Reisende nicht hinkommen auf ihren individuell fahrbaren Untersätzen, den Autos und Motorrädern.

Einsamkeit ist Kapital

Dass daraus eine Plage werden kann, ist klar. Der saisonalen und ortsbezogenen Überfüllung ist strengstens Abilfe zu schaffen, nicht zuletzt im Sinn der Reisenden. Stille und Einsamkeit ist ein Kapital, das Zinsen tragen soll, aber nicht aufgefressen werden darf. Damit das geht, ist das Oberstübl einzusetzen und nicht die Jammerdrüse. Freilich ist die künstliche Einsetzung von Bären und Wölfen zur Erzeugung von Einsamkeit in den Bergen nicht das Wahre.

Ungute mediale Stimmungsmache

Das Beklagen des Übertourismus hat seine punktuelle Gültigkeit, keine Frage. In seiner medialen Verstärkung ist das Gejammer um den „Overtourism“ jedoch nichts weiter als eine modisiche Attitüde des gesättigten Wohlstandsvolkes. Diese Art der öffentlichen Tourismuskritik vergiftet die Atmosphäre und erschwert rationale Lösungen. Wie etwa den Bau einer MEBO durchs Pustertal.

P.S.

Ein Grödner Hotelier schreibt heute einen Leserbrief an die Dolomiten-Zeitung und sagt: Gröden will einen anderen Tourismus! Was führt er an?  Das Auto seiner Hotelgäste sei bei der Ausfahrt gerammt worden, so wild ist der Verkehr auf der Hauptstraße. Es geht eben nichts über konkreten Egoismus.